Das klingt nicht so herablassend.
Antrag: | Weil wir hier leben! - Kommunalpolitische Erklärung |
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Antragsteller*in: | Clemens Wehr (Prignitz KV) |
Status: | Behandelt |
Verfahrensvorschlag: | Abstimmung (Angenommen) |
Eingereicht: | 16.02.2019, 02:36 |
Antrag: | Weil wir hier leben! - Kommunalpolitische Erklärung |
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Antragsteller*in: | Clemens Wehr (Prignitz KV) |
Status: | Behandelt |
Verfahrensvorschlag: | Abstimmung (Angenommen) |
Eingereicht: | 16.02.2019, 02:36 |
Liebe Brandenburgerinnen, liebe Brandenburger,
der Radweg zum Bahnhof, die Kita um die Ecke, die bezahlbare Wohnung, das
schnelle Internet, der Sport- und Kulturverein, der Erhalt des Dorfladens oder
die Bäume in unserer Straße – direkt vor unserer Haustüre wird über unsere
Lebensqualität entschieden. In unseren Städten und Gemeinden legen wir den
Grundstein für ein gutes Leben für alle Menschen, jetzt, morgen und auch
übermorgen.
Über den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und die Zukunft unseres Planeten wird
auch hier in der Kommune entschieden: „Global denken, lokal handeln!“
Demokratie wird zuallererst vor Ort gelebt und praktiziert. Wir stehen für
lebendige Orte, in denen ein Klima des Respekts und der Toleranz herrscht, in
denen unsere Kinder gesund aufwachsen können und ältere Menschen so lange wie
möglich im häuslichen Umfeld leben können, in denen Neuzugezogene willkommen
sind und in denen wir auch als Bürger*in mitgestalten können. Gemeinsam haben
wir es in der Hand, unsere Kommunen ökologischer, sozialer und weltoffener zu
machen, mit mehr Klima-, Umwelt- und Naturschutz, guten Verbindungen mit Bus,
Bahn und Rad, starken Familien, attraktiven Kulturangeboten sowie gut
ausgestatteten Kitas und Schulen und vielfältigen Angeboten für die ältere
Generation.
So unterschiedlich und vielfältig wie die Menschen, die hier leben, so
unterschiedlich und vielfältig ist das Land. Wir sind uns bewusst, dass die
Problemlagen und Herausforderungen sehr unterschiedlich sind und stehen für eine
starke kommunale Selbstverwaltung. Jede Kommune hat das Recht, ihre eigene
individuelle Lösung zu suchen und muss dazu auch die tatsächlichen Möglichkeiten
haben. Grundvoraussetzung dafür ist eine auskömmliche Finanzierung der Städte
und Gemeinden. Es gibt einige wohlhabende, aber auch viele finanzschwache
Kommunen. Immer noch steht jede fünfte Kommune unter Haushaltsaufsicht, das
heißt die Einnahmen decken die Ausgaben nicht und Rücklagen sind nicht
vorhanden. Wir streben eine Neuordnung des kommunalen Finanzausgleichs und eine
Teilentschuldung der Kommunen mit besonders hohen Kassenkrediten an, um ihnen
genug eigene Gestaltungsspielräume zu ermöglichen.
Wir Bündnisgrüne haben gute Ideen, Mut zur Veränderung und eine klare Haltung.
Wir haben ein politisches Angebot für unser ganzes Land und passende Antworten
für die individuellen Herausforderungen vor Ort. Wir wollen unser Land
fairwandeln. Denn es liegt uns am Herzen. Weil wir hier leben!
Am 26. Mai 2019 wählen Sie in Brandenburg sowohl das Europaparlament, als auch,
wer Sie in den nächsten Jahren in der Gemeindevertretung, im Ortsbeirat, in der
Stadtverordnetenversammlung und im Kreistag vertreten wird. Sie haben es in der
Hand, Ihr Dorf, Ihre Gemeinde oder Ihre Stadt ökologischer, sozialer und
weltoffener zu machen! Deshalb bitten wir Sie, am 26. Mai 2019 bei der
Kommunalwahl um Ihre Unterstützung für Bündnis 90/Die Grünen.
Weil wir hier leben!
Öko? Logisch! Für lebenswerte Kommunen für Mensch und Umwelt
Weil wir hier leben - wollen wir gesunde und lebenswerte Kommunen. Dafür ist es
nötig, dass bei allen Entscheidungen der ökologische Blick genauso
selbstverständlich wird wie der finanzielle, denn langfristig ist ökologisches
Verhalten auch günstiger, als ökologische Schäden aufwändig reparieren zu
müssen. Nur so können wir unsere vielfältige Landschaft für uns und unsere
Kinder erhalten.
Dafür machen wir uns stark.
Energie und Klimaschutz. Global denken, lokal handeln.
Die Starkregenereignisse 2017 und der Hitzesommer 2018 haben deutlich
gezeigt: Der Klimawandel ist bereits in vollem Gange. Die Klimaerhitzung zu
begrenzen ist DIE Menschheitsaufgabe für das 21. Jahrhundert. Viel hängt dabei
von der internationalen, Bundes- und Landesebene ab. Die dort formulierten Ziele
müssen aber oft vor Ort konkrete Umsetzung erfahren, damit sie tatsächlich
realisiert werden.
Dafür machen wir uns stark:
Wir machen mobil. In Stadt und Land
Wir setzen auf eine umwelt- und sozialverträgliche Mobilität. Dafür wollen wir
die Stadtentwicklung auf kurze Wege zwischen Wohnen, Arbeit/Ausbildung,
Einkaufen und Freizeit ausrichten. Diese Wege sollen dann zu Fuß, mit dem Rad
oder dem ÖPNV zurückgelegt werden können. Den klimaschädlichen und
lärmintensiven Verkehr mit dem eigenen Auto wollen wir auf das nötige Mindestmaß
reduzieren. Davon profitieren am Ende auch die Autofahrer*innen, da auf den
Straßen nur noch die Autos unterwegs sind, die das tatsächlich müssen. Wir
setzen uns dafür ein, kommunale Verkehrskonzepte zu entwickeln, die eine
strategische Gesamtplanung ermöglichen.
Dafür machen wir uns stark:
Wir schaffen Städte und Dörfer mit hoher Lebensqualität
Wir wollen nachhaltig planen und bauen, denn Brandenburgs Kulturlandschaften,
seine Dörfer und Städte sind es uns wert. Wir wollen sie uns und unseren Kindern
und Enkeln erhalten und zum Wohle der Allgemeinheit weiterentwickeln. Schöne und
erhaltenswerte Städte und Dörfer mit hoher Aufenthaltsqualität für Wohnen,
Arbeiten und Freizeit sind Grundlage für ein nachhaltiges Lebensumfeld.
Dafür machen wir uns stark:
Nachhaltig Wirtschaften in der Kommune
Nachhaltigkeit und Gemeinwohl sind für uns die Grundpfeiler der ökologisch-
sozialen Marktwirtschaft, die wir weiter entwickeln wollen. Unser Ziel ist es,
die vorhandenen Mittel nachhaltig in die Zukunft zu investieren, Ressourcen
sparsam einzusetzen, die Umwelt nicht zu verschmutzen, die Wertschöpfung fair zu
verteilen und Armut zu bekämpfen. Bündnisgrüne kommunale Wirtschaftspolitik
nutzt die Marktmacht der Öffentlichen Hand, um nachhaltige Beschaffung zu
betreiben, unterstützt in der Städteplanung den kleinen und mittelständischen
Handel sowie regionale Wirtschaftskreisläufe.
Dafür machen wir uns stark:
Familien stärken
Kinder sind unsere Zukunft und Familie ist dort, wo Kinder sind und wo Menschen
Verantwortung füreinander übernehmen. Wir wollen allen Kindern ermöglichen,
gesund und sicher aufzuwachsen und dafür gute Bedingungen in unseren Kommunen
schaffen.
Dafür machen wir uns stark:
Freiräume für Jugendliche schaffen
Jugend bedeutet für uns Möglichkeiten zur freien Entfaltung. Dafür braucht es
die richtigen Voraussetzungen, Räume, Angebote, Beteiligungsmöglichkeiten und
vor allem: Freiheiten, sich selbst auszuprobieren. Daher wollen wir Freiräume
für Jugendliche schaffen, damit sie ihre Interessen und Fähigkeiten entdecken
können.
Dafür machen wir uns stark:
Gute Bildungsangebote voranbringen
Gute Bildung für jedes einzelne Kind – das ist für uns eine zentrale
Gerechtigkeitsfrage. Denn gute Bildung eröffnet die Chance auf ein
selbstbestimmtes Leben. Wir wollen Schulen zu Lern- und Lebensorten entwickeln,
die Möglichkeiten eröffnen und Horizonte erweitern, ein Leben lang.
Dafür machen wir uns stark:
Gemeinsam und gerecht: Alle mitnehmen!
Wir wollen den gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort stärken. Alle Menschen,
die hier aufwachsen und leben, wohnen und arbeiten, brauchen Perspektiven für
ein gutes Leben, egal ob jung oder alt, Frau oder Mann, schon lange hier
ansässig oder neu zugezogen. Unser Ziel ist, Teilhabe und Selbstbestimmung für
jede und jeden zu ermöglichen. Wir stehen für eine tolerante und weltoffene
Gesellschaft, die die Verschiedenheit der Menschen als Bereicherung versteht und
wertschätzt.
Dafür machen wir uns stark:
Die großartige Arbeit der Willkommensinitativen wollen wir stärken, zum
Beispiel durch personelle Unterstützung durch die Verwaltung oder die
Übernahme von Verwaltungskostenpauschalen.
Die Wohn- und Lebensbedingungen in den Unterkünften wollen verbessern und
für eine möglichst schnelle, dezentrale Unterbringung in Wohnungen sorgen.
Sollten die Geflüchteten auch nach Erlangung des Aufenthaltstitels in den
Unterkünften bleiben müssen, da sie keine bezahlbare Wohnung finden,
müssen die Mietkosten angemessen sein.
Wir setzen uns für ein ausreichendes und gut erreichbares Angebot an
Sprach- und Integrationskursen ein.
Kitas und Schulen wollen wir für den Umgang mit geflüchteten Kindern und
Jugendlichen stärken. Daher wollen wir auf Landesebene mehr individuelle
Förderung, eine Verbesserung der Betreuungsschlüssel und eine bessere
Ausstattung des Programms "Kiez-Kita" erreichen. Für den Unterricht in den
Vorbereitungsklassen und besonders für die Übergänge in die Regelklassen
brauchen wir gut fortgebildete Lehrkräfte und ausreichend
Schulsozialarbeit.
Lebendige Kulturlandschaft gestalten
Kunst und Kultur sind für eine offene Gesellschaft unverzichtbar und kann in
Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche Orientierung geben und neue Perspektiven
eröffnen. Wir verteidigen die kulturelle Vielfalt und wollen das kulturelle
Leben vor Ort beleben und fördern.
Dafür machen wir uns stark:
Wir unterstützen besonders den Erhalt oder Aufbau von Begegnungsorten wie
Dorfgemeinschaftshäusern, um das soziale und kulturelle Leben in den
ländlichen Regionen zu fördern.
Demokratie lebt vom Mitmachen und Mitgestalten
Bündnisgrüne Kommunalpolitik setzt auf Anerkennung, Wertschätzung und
Unterstützung des Engagements der Bürgerinnen und Bürger sowohl von Verwaltung
als auch politischen Mandatsträger*innen. Auf Landesebene kämpfen wir für
Erleichterungen für Bürgerbegehren und Bürgerentscheide, z.B. längere Fristen,
weniger Tabu-Themen und eine Absenkung der Quoren. Aber auch jenseits der
Direkten Demokratie gibt es Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung, die es zu
gestalten gilt. Neben der Schaffung von formalen Rahmen wollen wir auch die
Verwaltungsmitarbeiter*innen durch Weiterbildungen unterstützen, die Verfahren
sicher anzuwenden und ihre Vorteile zu nutzen.
Dafür machen wir uns stark:
Die Stellung der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten gilt es zu stärken
durch die Verpflichtung zur Schaffung von konkreten Rechten entsprechend
der
Vorgaben aus dem Landesgleichstellungsgesetz sowie Beauftragte oder
Ombudsstellen für den Schutz vor Diskriminierung auch bei kleineren
Kommunen.
Wir setzen uns für einen Ehrenkodex für kommunale Abgeordnete ein, damit
diese ihre beruflichen Tätigkeiten und ggf. Abhängigkeiten öffentlich
machen sowie Schaffung eines Kodex für kommunale Unternehmen (Grundsätze
guter Unternehmensführung). Die Organisation Transparency International
sollte hierbei verstärkt eingebunden werden.
Modern und bürgernah: Öffentliche Verwaltung modernisieren und digitalisieren
Wir wollen die Verwaltung modernisieren und bürgerfreundlicher machen. Die
Möglichkeiten der Digitalisierung wollen wir nutzen, um Verwaltungsvorgänge
einfacher und effizienter zu gestalten und mehr online-Teilhabe zu ermöglichen.
Barrierefreiheit, Informationssicherheit und Datenschutz sind dabei zwingend
erforderlich.
Dafür machen wir uns stark:
Solide Finanzen
Damit Kommunen die kommunale Selbstverwaltung mit Leben füllen können, indem sie
freiwillige Leistungen anbieten, die Bürger*innen demokratisch beteiligen und
eine
moderne Verwaltung aufbauen können, müssen Land und Bund für eine ausreichende
Finanzierung der Kommunen Sorge tragen. Die Kommunen in Brandenburg müssen ihre
volle finanzielle Souveränität erlangen und im Berliner Umland das Wachstum
meistern können. Immer noch steht jede fünfte Kommune unter Haushaltsaufsicht,
d.h. ihre Einnahmen decken auch bei sparsamster Haushaltsführung die Ausgabe
nicht und Rücklagen sind nicht vorhanden. Wir wollen die kommunale Ebene
dauerhaft besser finanzieren
Dafür machen wir uns stark:
Europa vor Ort erfahrbar machen
Die Europäische Union ist eine politische und wirtschaftliche Erfolgsgeschichte,
ganz besonders auch für Brandenburg. Niemals zuvor in der Geschichte gab es eine
vergleichbare Periode des weitreichenden Friedens, der politischen und
persönlichen Freiheit für alle und des relativen Wohlstands für viele. Wir
können uns eine gute Zukunft für Brandenburg und seine Kommunen nur im Rahmen
eines gemeinsamen Europas vorstellen und werden es mit aller Kraft verteidigen.
Dafür machen wir uns stark:
Das klingt nicht so herablassend.
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